三年有成 [san1 nian2 you3 cheng2] Drei Jahre harte Arbeit werden von Erfolg gekrönt.
175 Die Nixe im Teich
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Es war einmal ein Müller, der führte mitseiner Frau ein vergnügtes Leben. Sie hatten Geldund Gut, und ihr Wohlstand nahm von Jahr zu Jahr noch zu.Aber Unglück kommt über Nacht...
Es war einmal ein Müller, der führte mitseiner Frau ein vergnügtes Leben. Sie hatten Geldund Gut, und ihr Wohlstand nahm von Jahr zu Jahr noch zu.Aber Unglück kommt über Nacht; wie ihr Reichtumgewachsen war, so schwand er von Jahr zu Jahr wieder hin,und zuletzt konnte der Müller kaum noch dieMühle, in der er saß, sein Eigentum nennen. Erwar voll Kummer, und wenn er sich nach der Arbeit desTages niederlegte, so fand er keine Ruhe, sondernwälzte sich voll Sorgen in seinem Bett. EinesMorgens stand er schon vor Tagesanbruch auf, ging hinausins Freie und dachte, es sollte ihm leichter ums Herzwerden. Als er über den Mühldamm dahinschritt,brach eben der erste Sonnenstrahl hervor, und erhörte in dem Weiher etwas rauschen. Er wendete sichum und erblickte ein schönes Weib, das sich langsamaus dem Wasser erhob. Ihre langen Haare, die sieüber den Schultern mit ihren zarten Händengefaßt hatte, flossen an beiden Seiten herab undbedeckten ihren weißen Leib. Er sah wohl, daßes die Nixe des Teiches war und wußte vor Furchtnicht, ob er davongehen oder stehen bleiben sollte. Aberdie Nixe ließ ihre sanfte Stimme hören, nannteihn bei Namen und fragte, warum er so traurig wäre.Der Müller war anfangs verstummt; als er sie aber sofreundlich sprechen hörte, faßte er sich einHerz und erzählte ihr, daß er sonst inGlück und Reichtum gelebt hätte, aber jetzt soarm wäre, daß er sich nicht zu ratenwüßte. Sei ruhig", antwortete dieNixe, ich will dich reicher und glücklichermachen, als du je gewesen bist; nur mußt du mirversprechen, daß du mir geben willst, was eben indeinem Hause jung geworden ist." - Was kann dasanders sein, dachte der Müller, als ein junger Hundoder ein junges Kätzchen, und sagte ihr zu, was sieverlangte. Die Nixe stieg wieder in das Wasser hinab, under eilte getröstet und guten Mutes nach seinerMühle. Noch hatte er sie nicht erreicht, da trat dieMagd aus der Haustür und rief ihm zu er sollte sichfreuen, seine Frau hätte ihm einen kleinen Knabengeboren. Der Müller stand wie vom Blitzgerührt; er sah wohl, daß die tückischeNixe das gewußt und ihn betrogen hatte. Mitgesenktem Haupt trat er zu dem Bett seiner Frau, und alssie ihn fragte: Warum freust du dich nichtüber den schönen Knaben?" so erzählteer ihr, was ihm begegnet war und was für einVersprechen er der Nixe gegeben hatte. Was hilftmir Glück und Reichtum", fügte er hinzu,wenn ich mein Kind verlieren soll? Aber was kannich tun?" Auch die Verwandten, die herbeigekommenwaren, Glück zu wünschen, wußten keinenRat. Indessen kehrte das Glück in das Haus desMüllers wieder ein. Was er unternahm, gelang; eswar, als ob Kisten und Kasten sich von selbstfüllten und das Geld im Schrank in der Nacht sichmehrte. Es dauerte nicht lange, so war sein Reichtumgrößer als je zuvor. Aber er konnte sich nichtungestört darüber freuen: die Zusage, die erder Nixe getan hatte, quälte sein Herz. So oft er andem Teich vorbeikam, fürchtete er, sie möchteauftauchen und ihn an seine Schuld mahnen. Den Knabenselbst ließ er nicht in die Nähe des Wassers.Hüte dich", sagte er zu ihm, wenndu das Wasser berührst, so kommt eine Hand heraus,hascht dich und zieht dich hinab!" Doch als Jahr aufJahr verging, und die Nixe sich nicht wieder zeigte, sofing der Müller an, sich zu beruhigen. Der Knabe wuchs zum Jüngling heran und kam beieinem Jäger in die Lehre. Als er ausgelernt hatteund ein tüchtiger Jäger geworden war, nahm ihnder Herr des Dorfes in seine Dienste. In dem Dorf war einschönes und treues Mädchen, das gefiel demJäger, und als sein Herr das bemerkte, schenkte erihm ein kleines Haus. Die beiden hielten Hochzeit, lebtenruhig und glücklich und liebten sich von Herzen. Einstmals verfolgte der Jäger ein Reh. Als dasTier aus dem Wald in das freie Feld ausbog, setzte er ihmnach und streckte es endlich mit einem Schußnieder. Er bemerkte nicht, daß er sich in derNähe des gefährlichen Weihers befand, und ging,nachdem er das Tier ausgeweidet hatte, zu dem Wasser, umseine blutbefleckten Hände zu waschen. Kaum hatte ersie hineingetaucht, als die Nixe emporstieg, lachend mitihren nassen Armen ihn umschlang und so schnell hinabzog,daß die Wellen über ihnen zusammenschlugen. Als es Abend war und der Jäger nicht nach Hauskam, so geriet seine Frau in Angst. Sie ging aus ihn zusuchen, und da er ihr oft erzählt hatte, daßer sich vor den Nachstellungen der Nixe in acht nehmenmüßte und sich nicht in die Nähe desWeihers wagen dürfte, so ahnte sie schon, wasgeschehen war. Sie eilte zu dem Wasser, und als sie amUfer seine Jägertasche liegen fand, da konnte sienicht länger an dem Unglück zweifeln.Wehklagend und händeringend rief sie ihren Liebstenmit Namen, aber vergeblich; sie eilte hinüber aufdie andere Seite des Weihers und rief ihn auf neue; sieschalt die Nixe mit harten Worten, aber keine Antworterfolgte. Der Spiegel des Wassers blieb ruhig, nur dasHalbgesicht des Mondes blickte unbewegt zu ihr herauf. Die arme Frau verließ den Teich nicht. Mitschnellen Schritten, ohne Rast und Ruhe, umkreiste sieihn immer von neuem, manchmal still, manchmal einenheftigen Schrei ausstoßend, manchmal in leisemWimmern. Endlich waren ihren Kräfte zu Ende; siesank zur Erde nieder und fiel in einen tiefen Schlaf.Bald überkam sie ein Traum. Sie stieg zwischen großen Felsblöckenangstvoll aufwärts; Dornen und Ranken hakten sich anihren Füßen, der Regen schlug ihr ins Gesicht,und der Wind zauste ihr langes Haar. Als sie dieAnhöhe erreicht hatte, bot sich ein ganz andererAnblick dar. Der Himmel war blau, die Luft mild, derBoden senkte sich sanft hinab, und auf einer grünen,buntbeblümten Wiese stand eine reinliche Hütte.Sie ging darauf zu und öffnete die Tür, dasaß eine Alte mit weißen Haaren, die ihrfreundlich winkte. In dem Augenblick erwachte die armeFrau. Der Tag war schon angebrochen, und sieentschloß sich gleich, dem Traum Folge zu leisten.Sie stieg mühsam den Berg hinauf, und es war allesso, wie sie es in der Nacht gesehen hatte. Die Alteempfing sie freundlich und zeigte ihr einen Stuhl, aufden sie sich setzen sollte. Du mußt einUnglück erlebt haben", sagte sie, weil dumeine einsame Hütte aufsuchst." Die Frauerzählte ihr unter Tränen, was ihr begegnetwar. Tröste dich", sagte die Alte,ich will dir helfen; da hast du einen goldenenKamm. Harr, bis der Vollmond aufgestiegen ist, dann gehezu dem Weiher, setze dich am Rand nieder und strähledein langes, schwarzes Haar mit diesem Kamm! Wenn du aberfertig bist, so lege ihn am Ufer nieder, und du wirstsehen, was geschieht!" Die Frau kehrte zurück, aber die Zeit bis zumVollmond verstrich ihr langsam. Endlich erschien dieleuchtende Scheibe am Himmel; da ging sie hinaus an denWeiher und kämmte ihre langen, schwarzen Haare mitdem goldenen Kamm, und als sie fertig war, legte sie ihnan den Rand des Wassers nieder. Nicht lange, so braustees aus der Tiefe, eine Welle erhob sich, rollte an dasUfer und führte den Kamm mit sich fort. Es dauertenicht länger, als der Kamm nötig hatte, auf denGrund zu sinken, so teilte sich der Wasserspiegel und derKopf des Jägers stieg in die Höhe. Er sprachnicht, schaute aber seine Frau mit traurigen Blicken an.In demselben Augenblick kam eine zweite Welleherangerauscht und bedeckte das Haupt des Mannes. Alleswar verschwunden, der Weiher lag so ruhig wie zuvor, undnur das Gesicht des Vollmondes glänzte darauf. Trostlos kehrte die Frau zurück, doch der Traumzeigte ihr die Hütte der Alten. Abermals machte siesich am nächsten Morgen auf den Weg und klagte derweisen Frau ihr Leid. Die Alte gab ihr eine goldeneFlöte und sprach: Harre, bis der Vollmondwieder kommt; dann nimm diese Flöte, setze dich andas Ufer, blas ein schönes Lied darauf, und wenn dudamit fertig bist, so lege sie auf den Sand; du wirstsehen, was geschieht!" Die Frau tat, wie die Alte gesagt hatte. Kaum lag dieFlöte auf dem Sand, so brauste es aus der Tiefe;eine Welle, erhob sich, zog heran und führte dieFlöte mit sich fort. Bald darauf teilte sich dasWasser, und nicht bloß der Kopf, auch der Mann biszur Hälfte des Leibes stieg hervor. Er breitete vollVerlangen seine Arme nach ihr aus; aber eine zweite Wellerauschte heran, bedeckte ihn und zog ihn wieder hinab. Ach, was hilft es mir", sagte dieUnglückliche, daß ich meinen Liebstennur erblicke, um ihn wieder zu verlieren!" Der Gramerfüllte aufs neue ihr Herz, aber der Traumführte sie zum drittenmal in das Haus der Alten. Siemachte sich auf den Weg, und die weise Frau gab ihr eingoldenes Spinnrad, tröstete sie und sprach: Esist noch nicht alles vollbracht, harre, bis der Vollmondkommt, dann nimm das Spinnrad, setze dich an das Ufer undspinn die Spule voll; und wenn du fertig bist, so stelledas Spinnrad nahe an das Wasser, und du wirst sehen, wasgeschieht!" Die Frau befolgte alles genau. Sobald der Vollmondsich zeigte, trug sie das goldene Spinnrad an das Uferund spann emsig, bis der Flachs zu Ende und die Spule mitdem Faden ganz angefüllt war. Kaum aber stand dasRad am Ufer, so brauste es noch heftiger als sonst in derTiefe des Wassers, eine mächtige Welle eilte herbeiund trug das Rad mit sich fort. Alsbald stieg mit einemWasserstrahl der Kopf und der ganze Leib des Mannes indie Höhe. Schnell sprang er ans Ufer, faßteseine Frau an der Hand und entfloh. Aber kaum hatten siesich eine kleine Strecke entfernt, so erhob sich mitentsetzlichem Brausen der ganze Weiher und strömtemit reißender Gewalt in das weite Feld hinein.Schon sahen die Fliehenden ihren Tod vor Augen; da riefdie Frau in ihrer Angst die Hilfe der Alten an, und indem Augenblick waren sie verwandelt, sie in eineKröte, er in einen Frosch. Die Flut, die sieerreicht hatte, konnte sie nicht töten, aber sieriß sie beide voneinander und führte sie weitweg. Als das Wasser sich verlaufen hatte und beide wiederden trockenen Boden berührten, so kam ihremenschliche Gestalt zurück. Aber keines wußte,wo das andere geblieben war; sie befanden sich unterfremden Menschen, die ihre Heimat nicht kannten. HoheBerge und tiefe Täler lagen zwischen ihnen. Um sichdas Leben zu erhalten, mußten beide die Schafehüten. Sie trieben lange Jahre ihre Herden durchFeld und Wald und waren voll Trauer und Sehnsucht. Als wieder einmal der Frühling aus der Erdehervorgebrochen war, zogen beide an einem Tag mit ihrenHerden aus, und der Zufall wollte, daß sie einanderentgegenzogen. Er erblickte an einem fernen Bergesabhangeine Herde und trieb seine Schafe nach der Gegend hin.Sie kamen in einem Tal zusammen, aber sie erkannten sichnicht; doch freuten sie sich, daß sie nicht mehr soeinsam waren. Von nun an trieben sie jeden Tag ihre Herdenebeneinander; sie sprachen nicht viel, aber siefühlten sich getröstet. Eines Abends, als derVollmond am Himmel schien und die Schafe schon ruhten,holte der Schäfer die Flöte aus seiner Tascheund blies ein schönes, aber trauriges Lied. Als erfertig war, bemerkte er, daß die Schäferinbitterlich weinte. Warum weinst du?" fragteer. Ach", antwortete sie, so schien auchder Vollmond, als ich zum letztenmal dieses Lied auf derFlöte blies und das Haupt meines Liebsten aus demWasser hervorkam." Er sah sie an, und es war ihm,als fiele eine Decke von den Augen, er erkannte seineliebste Frau; und als sie ihn anschaute und der Mond aufsein Gesicht schien, erkannte sie ihn auch. Sie umarmtenund küßten sich, und ob sie glückseligwaren, braucht keiner zu fragen.